Die Sage um die Schmiedesteine

Wo sich heute die gewaltigen Steine erheben, stand früher eine Schmiede. Darin wohnte Peter Katzer, ein weithin bekannter und berühmter Waffenschmied. Die Lausitzer Ritter ließen gern bei ihm ihre Rüstungen erneuern und manchmal auch eine neue herstellen. Die Bauern kauften bei ihm Geräte für die Feldbestellung.
Eines Nachts wurde die Familie des Schmiedes aus der Ruhe aufgestört. Vor dem Haus hielt ein Ritter mit seinen Knechten. Sie hätten bei ihrem Ritt von Bautzen her im finsteren Walde den Weg verfehlt, entschuldigte der Ritter sein spätes Kommen und bat um Quartier für sich und die Seinen. Der Ritter legte dem Meister die Zeichnung eines Harnisches mit sonderbaren Verzierungen auf den Tisch. Wenn Du mir den Harnisch machst, wie es hier aufgezeichnet ist, fein poliert, aus bestem Stahl, so sollst Du dafür dreitausend Goldgulden bekommen. Hier hast Du tausend als Aufgeld. Meister Peter war stolz auf den Auftrag, ihn fesselte die Zeichnung. Solche Verzierungen hatte er noch nicht gearbeitet. Er entgegnete dem Ritter: Die Arbeit ist schwer, aber ich werde sie schon schaffen. Innerhalb eines Jahres wird der Harnisch fertig sein.  Der Ritter war damit einverstanden. Er gurtete wieder sein Schwert um, hinkte auffällig hinaus zu seinen Gesellen und bald ritten sie auf und davon.
Der Schmied besorgte das Notwendige und macht sich sofort an die Arbeit. Sie wollte aber nicht recht vorwärts gehen. Der Stahl war spröde, das Schmiedefeuer wollte nicht brennen, die Schmuckfiguren sahen plump aus und dier Vergoldung ging wieder ab. So verging ein Jahr, und in drei Tagen sollte der Harnisch abgeliefert werden. Und die Arbeit war noch lange nicht fertig. Der Meister war immer mißmutiger geworden, und nun war ihm auch noch der Geselle davongelaufen, den er wegen eines Versehens angefahren hatte. Da kam bei beginnender Dunkelheit ein wandernder Schmiedegeselle und sprach ihn um Arbeit an. Zwar war er nur schwächlich, hatte rote Haare, hinkte auffällig und sah einem Schneidergesellen viel ähnlicher als einem Schmiede. Doch was blieb dem Meister übrig, der Harnisch mußte in drei Tagen fertig sein. Da war ihm jede Hilfe recht.
Am nächsten Morgen schaffte der neue Geselle schon seit Morgengrauen in der Werkstatt. Als der Meister staunend in die Werkstatt trat, hatte der Geselle schon tüchtige Arbeit getan. Es schien, als ob er zehn Hände zur Arbeit hätte, so schnell ging sie ihm vonstatten. Am Abend des zweiten Tages war der Harnisch fix und fertig! Die Verzierungen funkelten nur so, daß es eine Lust war. Am Morgen darauf zog der Geselle wieder fort. Mit kurzen Worten wies er jeden Lohn zurück, den ihm der Meister reichlich geben wollte. Schreibt Euch dafür in mein Buch ein, bat er. Der Meister entgegnete lächelnd: Ich habe zwar in meiner Jugend das Schreiben gelernt, besitze aber in meinem Hause weder Feder noch Tinte, kann Dir also den Gefallen nicht tun! Das macht gar nichts, meinte der Geselle, hier, nehmt eine Hahnenfeder von meinem Hut, ritzt Euch ein wenig damit die Haut, dann könnt Ihr mit Blut schreiben. Die hier drin stehen, haben sich alle mit Blut eingezeichnet. Da wurde der Meister stutzig. Das Buch roch nach Pech und Schwefel. Der Geselle hinkte doch so merkwürdig, der Harnisch war in zwei Tagen fertig geworden, das konnte nicht mit rechten Dingen zugegangen sein.! Jetzt merkte er es, hier war der Böse selbst mit dabei gewesen. Sich bekreuzigend rief er aus: Helfe mir Gott und seine Heiligen! Da schrumpfte der Geselle vor ihm  zusammen, ward ein schwarzer Rabe und flog krächzend zum Fenster hinaus. Jetzt wußte der Meister ganz genau, der Teufel war bei ihm Geselle gewesen, und der Ritter, der den Harnisch bei ihm bestellte, der hatte doch auch so eigenartig gehinkt. Nur gut, daß er nicht geschrieben hatte, sonst wäre er dem Teufel verfallen gewesen!
Doch nun war keine Zeit zu verlieren, der Teufel kam bestimmt wieder und würde versuchen, ihm eins auszuwischen. Schnell rafften der Schmied, seine Frau und die Tochter das Nötigste ihrer Habe zusammen. Dann flohen sie den Berg hinab. Inzwischen war der Teufel als Rabe zum Schleifberg (Czorneboh) geflogen, hatte dort seine wirkliche Gestalt angenommen, einen großen Felsen gepackt und diesen zurück zur Schmiede getragen. Hier ließ er den Felsen herabsausen, der das Haus mit allem, was darin war, verschüttete. Als er sich triumphierend umblickte, sah er unten an der Spree den Schmied mit den Seinen. Voll Wut, daß dieser ihm entronnen war, warf er ihm einen großen Stein nach, aber er traf nicht. Der Stein fiel bei der Spree nieder und kündet heute noch vom bösen Teufel. Die Felsen aber, die die Schmiede bedecken, heißen bis zum heutigen Tage Schmiedesteine. Der Stein, der vom Teufel der Familie des Schmiedes nachgeworfen wurde, liegt noch heute am Rande des Spreebettes am Reiterhaus.